Einen interessanten Einblick in moderne Lieferwege von Asien nach Europa bot der Beitrag „Innovative Supply Chain from Asia“ des Logistikunternehmens DACHSER auf dem Take-off Nachwuchskongress im September 2019. David Boehme, Head of Sales EMEA, Air & Sea Logistics, und Vedat Serbet, Key Account Manager Rail Services, berichteten von Chancen und Herausforderungen des Containertransports von Asien nach Europa mit der Eisenbahn.
Neue eiserne Seidenstraße über China, Mongolei, Kasachstan, Russland
Die neue eiserne Seidenstraße führt von China durch die Mongolei, Kasachstan und Russland über Polen ins westliche Europa. Sie ist das Ergebnis der Belt and Road Initiative, die im August 2013 vom chinesischen Staatspräsident Xi Jinping ins Leben gerufen wurde. Der Transportweg weckte das Interesse europäischer Unternehmen, da die Volksrepublik China den Zugverkehr zu einem gewissen Anteil subventioniert. Im Jahr 2018 verkehrten auf der Strecke bereits 6.300 Züge, die rund 500.000 Container transportierten. Immer mehr Produzenten wandern nach Zentralchina im Westen und schaffen von dort ihre Waren auf dem kürzesten Weg nach Europa. Der Eisenbahnverkehr ist eine effiziente Transportlösung für einen schnellen Transit. Zusätzlich fördert die Go-West-Strategie der Chinesen die wirtschaftliche und infrastrukturelle Erschließung Westchinas. Auch in Russland und Europa wird in neue Gleisverbindungen und Terminals investiert, um die Abfertigungsprozeduren für den Transport von Gütern möglichst einfach zu gestalten.
Vedat Serbet, Key Account Manager Rail Services, DACHSER
Vorteile des Bahnverkehrs: Nachhaltig, günstig, kürzere Transitzeiten
Die Vorteile des Bahnverkehrs sind vielfältig und liegen zum einen in seiner Nachhaltigkeit: Im Vergleich zum Luftverkehr verringert sich der CO²-Ausstoß um rund 95 Prozent. Auch andere Faktoren spielen eine Rolle, die Lieferung mit dem Zug ist wesentlich günstiger als Luftfracht und schneller als der Seeweg. So dauert der Transport von China nach Europa per Bahn, gerechnet von Terminal zu Terminal, zwischen 17 und 20 Tagen. Door-to-Door sind es zwischen 20 und 25 Tagen. Hier verkürzt sich die Transitzeit gegenüber dem Versand per Schiff enorm. Mit dem Schiff dauert die Fahrt durchschnittlich 30–40 Tage.
Unterschiedliche Breite der Gleise als Herausforderung
Jedoch birgt der Transportweg per Bahn auch Herausforderungen. Die eiserne Seidenstraße umfasst eine Strecke von 7.000 bis 8.000 Kilometern und stellt die Verbindung zwischen zwei Kontinenten dar. Eine erste Hürde besteht in den verschiedenen Standards der Eisenbahnschienen, die sich in ihrer Breite unterscheiden. So herrscht in China und Europa dieselbe Standardgröße, wohingegen in den GUS Staaten, wie z. B. Russland und Kasachstan, breitere Schienen zum Einsatz kommen. Gelöst wird das Problem durch einen Terminal mit zwei unterschiedlichen Spurbreiten. Dort werden die Container von dem einen Zug auf den anderen Zug umgeladen. Dieser Vorgang dauert ungefähr sechs Stunden für den gesamten Zug. Bis zu 16 Züge können am Tag abgefertigt werden. Um an Geschwindigkeit zu gewinnen, betreibt DACHSER Blockzüge, die mit einer Sondergenehmigung mit High Speed fahren und nicht wie ein Pendelzug überall anhalten müssen.
David Boehme, Head of Sales EMEA, Air & Sea Logistics, Vedat Serbet, Key Account Manager Rail Services, DACHSER
Teilweise Schutz durch Sicherheitsdienste
Im Netzwerkverbund gibt es mehrere Dienstleister oder Carrier, die von Asien nach Europa transportieren. Die Carrier setzen die Züge auf verschiedenen Korridoren ein. Der Hauptkorridor ist der Südkorridor mit der kürzesten Transitzeit: von China über Kasachstan, Russland, Weißrussland und Polen. Der zweite Korridor oder die Mongolei-Strecke ist sicherheitstechnisch etwas kritischer, deswegen transportiert DACHSER hier keine teure Premiumware und lässt die Züge von Sicherheitsdiensten bewachen. Wirkliche Überfälle wie im Wilden Westen finden jedoch nicht statt. Die Container werden stets Tür an Tür beladen, sodass die Türen während der Fahrt nicht einfach geöffnet werden können. Die letzte Strecke führt als transsibirische Eisenbahnroute komplett über China nach Russland, von dort über Weißrussland nach Polen.
David Boehme, Head of Sales EMEA, Air & Sea Logistics
Integration nachhaltiger Logistikkonzepte
Nach ihrem Vortrag gingen die Referenten noch auf Fragen aus dem Auditorium zum Thema Nachhaltigkeit ein. David Boehme berichtete, dass DACHSER mittlerweile einen eigenen Bereich beschäftigt, der sich mit der Umweltbilanz des Unternehmens auseinandersetzt. Dort werden innovative, nachhaltige Lösungen entwickelt und erprobt. Dazu zählen die Integration von Fahrzeugen mit neuen, schadstoffarmen Technologien und nachhaltige Logistikkonzepte. Vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) ist das Unternehmen kürzlich für eine innovative City-Logistik-Initiative ausgezeichnet worden. In Ballungsräumen, die chronische Verkehrsprobleme haben, wie zum Beispiel Paris, werden sogenannte Micro-Hubs in der Stadt eingerichtet. Von diesen Lagerorten aus werden Kleinstmengen, die auf Paletten gelagert sind, in der Innenstadt u. a. mit Elektrolastenrädern emissionsfrei verteilt. Darüber hinaus besteht eine Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer Institut, das die Planen der Lkws mit Solarzellen ausstattet, um zusätzlich Energie zu schöpfen und weniger Kraftstoff zu verbrauchen. Diese Ansätze befinden sich noch in der Testphase und zeigen die Richtung für einen nachhaltigeren Kraftfahrtverkehr an.
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